Our Wild Journey Tagebuch


Go to content

Libyen


LIBYEN



11. November 2008

Durch den tunesischen Zoll zu kommen war kein Problem und vor der libyschen Zollstation trafen wir Bilgasem Shlebk, unseren Fuehrer. Der kleine Zwerg von Mann wartete schon eine geraume Weile auf uns, denn wir hatten vergessen, dass es zwischen Libyen und Tunesien eine Stunde Zeitverschiebung gab. Naja, er bekommt ja auch genug Geld, da kann er mal warten...An der Grenze mussten wir gar nichts machen, denn das regelte alles Bilgasem fuer uns - mal erholsam! Wir mussten nur noch die libyschen Nummernschilder ans Auto zwacken.
Um 13.00 waren wir endlich durch den Zoll und konnten nun unsere 1.800km lange Fahrt in 3 1/2 Tagen durch Libyen antreten. In der ersten Stadt tankten wir erstmal voll - ein ganzer Tank fuer umgerechnet 10 EUR!!! Rene musste erstmal ein Photo von der Zapfsaeule machen! Bilgasem lud uns zum Mittag ein - libysche Sandwiches, Andrea fand sogar ein paar Pommes unter dem Fleisch und die "recyceln" hier sogar - die Trinkhalme waren schon benutzt!
Mit vollen Maegen fuhren wir weiter Richtung Tripoli, zu Bilgasem's Haus.




Bilgasem's Haus spiegelte wieder, dass libysche Reiseagenturen das Monopol haben und jeder, der Libyen besucht eine Menge Geld bezahlt - ziemlich modern und gut eingerichtet! Seine Frau kochte uns ein lecker Abendessen mit Kamelfleisch, Suessigkeiten, gutem Tee und Kaffee. Nach einer gebuehrenden Verdauungspause starteten wir unseren Weg durch Qaddafi's Land und campten in der Naehe von Leptis Magna am Strand, nachdem wir dort von der Polizei gecheckt und begruesst wurden.



12. November 2008

Nach dem Fruehstueck (Bilgasem war sichtlich erschuettert ueber die Unmengen Kaffee, die wir Europaer in unsere Schlunde stuerzen - hier gibt es nur kleine Espressotassen!) verbrachten wir 3 Stunden in Leptis Magna und sahen uns die Ruinen dieser altroemischen Stadt an, einst ein wichtiges Handelszentrum und Hafen am Mittelmeer. Sehr beeindruckend, wie gut erhalten alles war! Waehrend Andrea sich die alten Baeder ansah, schlichen sich Bilgasem und ich in's altroemische "Bordell" - nur noch alte Steine zeugten von dem Ort des roten Lichtes! Und wir fragen uns immer noch, was fuer Vorlieben diese Roemer hatten, wenn auf dem Hinweisschild ein dicker Penis und ein Pferd zu sehen war...
Am Ausgang sahen wir das erste "Qaddafi Plakat" und wir fotografierten natuerlich den "Fuehrer dieser grossen Nation"! Rene kaufte sich Qaddafi's "Gruenes Buch" - seine Loesungen zu allen Problemen der Menschheit! Vielleicht ganz heitere Lektuere! Andrea kaufte sich einen Strohhut gegen die Sonne (vielleicht mit mehr Zweck als das Gruene Buch!)



In der Hitze des Tages setzten wir unseren Weg fort und Andrea, hinter den Fahrersitz gequetscht, war schon halb im Delirium von Hitze und Bewegungslosigkeit. Rene ging es fast ebenso mit dem Lenkrad fast unter der Nase - nur Bilgasem schnarchte erholt vor sich hin.
Libyen ist definitiv reicher als Tunesien, es scheint, als waere Tunesien das landwirtschaftliche Anhaengsel Libyens, waehrend hier eher der industrielle Part ist, natuerlich auch auf Grund des Oels. Ueberall sieht man Baustellen und neue Haeuser, natuerlich brauchen wir nicht zu sagen, dass es trotzdem aussieht, wie auf einer Muellhalde - jeder wirft halt seinen Muellsack ueber den Zaun und "nach mir die Sintflut"! Selbst unser Fuehrer sagte, dass die Libyer im Allgemeinen recht simple, primitive Menschen sind - aber sehr freundlich und hilfsbereit!

Nur das Autofahren hier stresste Rene etwas - Libyen ist ein konstantes Formel Eins Rennen, jeder hat hier das Pedal auf dem Bodenblech und schnippelt und draengelt ohne Ende. Als Zeugen dieses Fahrstils sieht man hier andauernd Autowracks am Rande der Strasse, teils ausgebrannt, teils total verbeult, teils schon verrostet! Und die Zahl der Verkehrstoten ist hier verstaendlicherweise SEHR hoch!

Am Abend campten wir in der Naehe von Sirt, Qaddafi's Heimatstadt, die natuerlich aufgeraeumter ist als der Rest des Landes.



1
3. November 2008

Heute verbrachten wir 12 Stunden im Auto! Wir hatten eine lange Strecke vor uns und entschieden uns, nicht durch Benghazi zu fahren, sondern durch's Landesinnere, wuerde uns wohl 3-400 km sparen. Diese Abkuerzung ist eine 400km lange, fast schnurgerade Strasse ohne jegliche Doerfer oder Tankstellen. Kurz vor der Strecke tankten wir voll, Andrea kaufte sich endlich ein neues headlight und wir mussten lachen, denn ein "Undercover" Polizist folgte uns ziemlich auffaellig ueberallhin, bis Bilgasem ihm sagte, er solle jemand anderes belaestigen.
In der Mitte der langen, menschenleeren Strecke wurde Rene muede und liess Andrea an's Steuer - Bilgasem fragte, ob er doch lieber ein Taxi nehmen sollte. (Frauen fahren hier kaum, Frauen sind IMMER zu Hause, haben nichts zu melden und haben im Allgemeinen ein ziemlich unterdruecktes Leben!) Aber trotzdem stieg er in's Auto, hielt sich an den Haltegriffen fest und ueberliess alles "Insha'allah", Allah's Willen. Spaet abends kamen wir in Tobruk an, ca. 120 km vor der aegyptischen Grenze, wo wir uns am naechsten Tage die Weltkriegsgraeberstaetten anschauen wollten.



14. November 2008

Heute war unser letzter Tag in Libyen und bevor wir den langen Weg durch den aegyptischen Zoll antraten, besuchten wir die Kriegsfriedhoefe. Sie waren alle recht huebsch angelegt, nur der Deutsche stach voellig heraus - eine Art Festung erhob sich maechtig und dunkel ueber das Meer, die Aussenwaende voellig nackt und hoch, im Innenhof grosse Tafeln mit allen Namen derer, die hier in Nordafrika unter Rommel ihr Leben liessen. Irgendwie erinnerte der Ort Rene an Walhalla, Odin's grosse Halle zu Ehren der gefallenen Krieger und wir denken, es ist auch so gemeint. Man bekommt unwillkuerlich Gaensehaut, wenn man als Deutscher durch diesen ruhigen, ernsten, erhabenen Platz laeuft und die Namen seiner gefallenen Landsleute liest, die fuer einen weltweiten Wahnsinn starben - es stimmte uns nachdenklich, hier zu stehen und der "Kloss im Hals" ging erst mit dem naechsten Schluck Wasser im Auto weg!
Wir kauften frisches, warmes Brot und "flogen" die restlichen 100km bis Am Sa'ad zur Grenze. In diesem kleinen, haesslichen, runtergekommenen Grenzstaedtchen kauften wir Fleisch und wurden von einem Verrueckten verfolgt, der mir auch noch aus der Autotuer mein Messer klauen wollte - was ich mir natuerlich zurueckholte! Der Geisteskranke hinterliess in uns ein komisches Gefuehl und wir "fluechteten" aus der Stadt. An der Grenze tranken wir noch einen Tee mit Bilgasem, dann verabschiedeten wir uns von ihm und Libyen und naeherten uns dem gefuerchteten aegyptischen Zoll...






Gesamt km/Diesel total 1.720 km / 275 Liter
Dieselpreis pro Liter 0,17LD - 0,12 USD
Reisetage 4 Tage
Unterkunft Bush camping
Wechselkurs 1 USD - 1,32 TD
Einreisegebuehren 644 USD (Auto, Fuehrer etc.)

Back to content | Back to main menu